Autisten verstehen
Erstellt von r.ehlers am Mittwoch 17. September 2014
Das Thema Autismus hatte ich schon früher aufgegriffen:
http://www.essenspausen.com/autismus-und-serotonin/ und http://www.essenspausen.com/neue-studie-vitamin-d-serotonin-und-autismus/
http://autismus-kultur.de/autismus/autipedia/autismus.html
Autisten selbst und die Personen, die mit ihnen zu tun haben, verfolgt unablässig die Aufgabe, einander zu verstehen. Dazu, was Autisten von sich und der Welt verstehen und dazu, wie die Umwelt sie verstehen kann, weiß man nach und nach immer mehr.
Der Autor Colin Müller, M.A. hat auf den Seiten „Autismus-Kultur“ unter dem Titel
„Was Autismus ist und was Autismus nicht ist“
sehr kundig und einfühlsam zusammengetragen, was zu diesem Thema mit Sicherheit verantwortlich gesagt werden kann. Schauen Sie doch einmal herein!
Colin folgt nicht der immer noch vorwiegend vertretenen Meinung, dass der Autismus eine Störung der Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitung des Gehirns sei, die sich schon im Kindesalter bemerkbar macht und nicht „heilbar“ ist. Noch vor dieser Meinung, die Autisten als mental gestört oder „nicht normal“ bezeichnet, herrschte die Auffssung vor, dass es sich beim Autismus um eine Krankheit handele, für die man nur noch kein Heilmittel gefunden hätte.
Tatsächlich haben Autisten einen zentralnervös anderen, von den Nichtautisten abweichenden Modus der Verarbeitung von Informationen. Dies äußert sich einerseits in schwächerer sozialer Interaktion und Kommunikation,durch individuell unterschiedliche stereotypische Verhaltensweisen und andererseits durch eine gegenüber Nichtautisten verstärkte Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnisleistung – und damit auch der messbaren Intelligenzleistung. Das betrifft natürlich besonders die Asperger Autisten, die oft zu erstaunlichen geistigen Leistungen fähig sind. Voraussichtlich sind sie aber auch im Vergleich zu anderen Autisten wieder grundlegend anders „gestrickt“.
Von der anderen Datenverarbeitungsstruktur aller Autisten ist nur ein wichtiger Aspekt ihrer Existenz betroffen. Sie sind daneben Menschen mit Stärken, Fehlern und Schwächen wie alle anderen auch. Insbesondere können sie wie alle anderen auch das Opfer gesundheitlicher Störungen und Krankheiten werden.
Wenn ein Autist in sich zurückgezogen ist und keine fröhliche Miene zeigt, ist das nicht automatisch ein Zeichen, dass er depressiv ist. Er kann es aber sein. Wenn er wie viele Autisten unsportlich ist und auch sonst keine Wege nutzt, auf denen sich ihr Körper den Gehiernbotenstoff Serotonin beschaffen kann, natürlich insbesondere nicht den Weg über den Verzehr nativer Kost, ist er ebenso leicht einOpfer von Depression und Burnout, Panikattacken und Zwangsstörungen. Letztere sind sogar sehr typische Folgen bei zugrunde liegendem Autismus, weil dieser eine Affinität zu stereotypischen Wiederholungen hat.
Über die Funktion der Gehrinbotenstoffe muss angesichts der anderen Verarbeitungsstrukturen im Gehirn der Autisten noch geforscht werden. Dass da sehr vieles anders läuft, ist indessen nicht gesichert. Alles in allem sind sich Autisten und Nichtautisten generell viel gleicher als es einzelne Nichtautisten untereinander oder Autisten untereienander sind.
Auch wenn sich Nichtautisten den von ihnen abweichenden Autisten gern überlegen fühlen und die unter den Autisten, die besondere Intelligenzleitungen und eine neue Sicht der Welt haben, gegenüber den Nichtautisten sowieso, tun alle recht daran, die Unterschiede zu akzeptieren und respektvoll miteinander umzugehen.
In Europa sind es die Schweden die als erste erkannt haben, dass die Inklusion der Autisten in die ganze Gesellschaft vom Kindergarten bis zur Altenpflege den „Normalen“ wie den Autisten und der ganzen Gesellschaft enorme Vorteile vermittelt. Die Schweden haben seit den 90er Jahren auch landesweit ein perfektes System der Rundum-Betreuung schwerer Fälle von Autismus auf Kosten der Sozialkassen eingeführt, von dem wir in Deutschland nur träumen können.